Villa Rothschild, Haus der Länder
Die am Ortsrand von Königstein gelegene „Villa Rothschild“ war 1948 in das Eigentum des Landes Hessen gekommen und wurde bis Ende 1948 zu einem Treffpunkt, Gästehaus und Tagungsort der elf westdeutschen Länderregierungen umgebaut.
Gleichzeitig diente die erneuerte Villa allen möglichen Organisationen aus Politik und Wirtschaft als gern benutzter Tagungsraum, darunter vor allem Veranstaltungen der westdeutschen Bizonen-Organisationen.
Der Hessische Ministerpräsident brachte es plakativ im Jahr 1949 auf den Punkt: Er betrachtete die Villa Rothschild als das „Zentrum der Länder“.
Mit dem Grundgesetz wird das „Haus der Länder“ Villa Rothschild in Verbindung gebracht wegen einer Sitzung des westdeutschen Ministerpräsidenten am 24. März 1949, deren Ergebnisse sich vor allem auf den nun beschleunigten Fortgang der Arbeiten am Grundgesetz in Bonn bezogen. Eine Beanspruchung im heutigen politischen Umfeld der Villa Rothschild als „Wiege der Bundesrepublik“ oder gar als „Ort der Grundlagen des Grundgesetzes“ basiert auf einem ziemlich fehlgeleiteten Artikel der Frankfurter Rundschau aus dem Jahr 1955 und entspricht nicht der historischen Wirklichkeit.
Nach 1950 verlor das „Haus der Länder“ an politischer Bedeutung, weil sich alle Landesregierungen nun in der neuen Bundeshauptstadt Bonn niederließen und sowohl Frankfurt als auch Königstein aus dem Fokus für Tagungsorte allmählich verschwanden.
1954 musste auch der Hotelbetrieb „Haus der Länder“ seine Pforten schließen und das Haus ging in städtisches Eigentum über. Die Stadt Königstein wiederum verpachtete das Anwesen 2005 für 99 Jahre, so dass heute dort ein Fünf-Sterne-Hotel betrieben wird.
Die Stadt Königstein hat 2004 die Möglichkeit, die einzige original erhaltene Stätte aus der Gründungsphase der Bundesrepublik für Bildungszwecke umzugestalten, verpasst.
Daran ändert auch nichts das 2023 vom Verein „Weimarer Republik e.V.“ vergebene Erinnerungsschild „Ort der Demokratiegeschichte“.